im land der aufgehenden sonne

Monday, August 30, 2004

wasser

Roher Fisch, Natos (so ein Geschlueder mit Bohnen dazwischen), Bergkartoffelschleim und andere undefinierbare Dinge. Kai hat wohl Spass daran gefunden etwas traditonell japanisches zu finden, das mir nicht schmeckt. Mir gefaellt es aber genauso ihm diesen Spass zu verderben. Alle, die erwarten, dass ich danach japanisch kochen kann, muss ich leider endtaeuschen. Ich "durfte" bloss einmal dabei helfen so etwas wie Ravioli zu falten, doch Kai will mir noch einige Dinge zeigen.

Die Party wurde ziemlich lustig, ich habe die halbe Nacht durchgetanzt, doch irgendwann brauchte ich ein Glas Wasser. Gar nicht so einfach wenn weder Miho, Kai noch Takeshi zu erblicken sind. Bis an die Bar habe ich mich dann mal durchgeschlagen, dann gings los "nein, kein Bier", "auch keinen anderen Drink" bald hatten sich zwei, die gleich neben mir standen eingemischt. Sie versuchten ebenfalls zu erraten was ich wollte, sprachen die naechsten an, ob sie vielleicht etwas englisch spraechen. Der allgemein hohe Alkoholpegel beschleunigte das ganze nicht sonderlich. Schlussendlich waren wohl an die zehn Leute involviert als endlich jemand "mizu" sagte und ich das Wort als "Wasser" wiedererkannte.

Inzwischen lerne ich japanische Schriftzeichen von Kais Mutter. Vor allem Namen und die Bedeutungen der einzelnen Kanshi, auch immer mehr Japanische Worte bleiben haengen. Miho meinte, dass ich schon eine halbe Japanerin bin und hofft schwer darauf, dass ich bald japanisch lerne und sie nicht mehr englisch sprechen muss...

Kasukabe

Saturday, August 28, 2004

nan des ka? - wie bitte?

Kais Vater "trainiert" das hiesige Maedchen/Damenfussballteam. Alle sind zuwischen 13 und 22, spielen jede Woche einmal gemeinsam und keine von ihnen spricht auch nur etwas wie englisch. Den ersten Satz, den sie trotzdem lachend zusammengestueckelt haben war. "Have you got a boyfriend?" Nach kurzer Zeit der Schuechternheit wurde ich waermstens von ihnen aufgenommen. Wir haben wie immer mehr gelacht als verstanden, doch im schlimmsten Notfall war immer noch Kai an der Seitenlinie und konnte uebersetzen. Einige der aelteren haben mich schon eingeladen sie beim heutigen Spiel zu unterstuetzen. Leider musste ich absagen. Schliesslich organisieren Kai und Takeshi, der zum Glueck fliessend englisch spricht, fuer heute Abend eine Party. Zu meinem Leidwesen wird jedoch Trance, House... jaja eben die geliebte elektronische Musik laufen: sprich ich versuche mich gerade fuer die Musik zu motivieren...

Gestern waren Kai und ich zu einem "kleinen" Einkaufsbummel in Tokyo. Diese Leute ueberall, Lichter, Bildschirme, Musik, Lautsprecher... die reinste Reizueberflutung und da bringt man doch glatt als erstes ruhige Dinge wie Zen mit Japan in Verbindung. Von einem CD-Laden kommt man zum naechsten und findet wohl alles, was das Herz begehrt. Nur war ich nach gut vier Stunden in diesem Getuemmel voellig erschoepft. Dann trafen wir Miho, die extra aus Fukoka (6 Stunden Zugfahrt) nach Tokyo kam, um mich zu sehen. Stuermische Begruessung, grosse Freude allerseits, dann endlich ab in ein ruhiges Teehaus.

Leif, so wenig Geld habe ich gar nicht dabei. Fuer meine Verhaeltnisse natuerlich. Es fehlt mir aufgrund des Diebstahls einfach meine Bankkarte als Sicherheit. Doch ich habe noch nicht von der geradezu beschaehmenden Gastfreundschaft dieser Leute hier erzaehlt. Wenn das so weiter geht, dann muss ich mir wirklich keine Geldsorgen mehr machen. Doch das ist mir ganz und gar nicht recht, denn ich finde es schon unglaublich nett, dass Kais Familie den engen Raum hier mit Freude mit mir zu teilen scheint.

Kasukabe

Thursday, August 26, 2004

noch nicht mal seekrank

Habt ihr schon mal das Gefuehl gehabt genau das Richtige getan zu haben, ihr so richtig mit Glueck erfuellt seid und eine wohltuende Ruhe in euch aufkommt?
Ich sass auf der Faehre von Tomakumai nach Oarai (also zurueck in die Vororte Tokyos), der Halbmond und die Sterne funkelten vertraut ueber mir, unter mir die tiefschwarze See. Das knattern der Maschienen war leise zu hoeren und ein salziger Wind verwehte mir die Haare in alle Richtungen. Ich habe stundenlang auf Deck gestanden und in die Ferne geschaut, die Lichter der Kueste beobachtet. In solchen Momenten scheint das Glueck fuer mich einfach grenzenlos zu sein.
Mittlerweilen bin ich in Kais (der Freund, welcher mich Shingo weiterempfohlen hatte) Haus zu Besuch. Seine Familie hat mich aufs herzlichste begruesst. Das ist fuer schweizer Verhaeltnisse unglaubelich klein, dafuer sehr gemuetlich und ich fuehle mich aeusserst wohl. Kais Mutter hat mich richtig, aber auf liebenswuerdige Weise um meine Reise nach Hokkaido benieden. Sie meinte Japaner haetten eben nie Zeit um die Faehre zu benutzen. Ein Tag Reise, das ist definitiv zu lange. Ich habe noch lange ueber den Stress, welchen Japaner immer haben mit Kai gesprochen und er meinte, dass wir Europaeer im Vergleich zu den Asiaten das Leben geniessen... Dafuer zeigen die Japaner immer ein Laecheln... die Selbstmordrate ist tortzdem sehr hoch...

Kasukabe

Monday, August 23, 2004

coming home

Nach stundenlangem herumlaufen, suchen und beinahe verzweifeln, der Rucksack drueckte schon schwer auf meinen Schultern, erkenne ich den Block wieder. Voellig erschoepft drehe ich den Schluessel um und trete in Shingos kleines Studio ein. Es ist als kaeme ich nach dieser dreitaegigen Reise durch Hokkaido nach Hause zurueck. Ein Zettel liegt auf dem Tisch...

Hi Mariane.
How did you tripp?
Please relax in my room.
I`ll be back at about 11.00 pm.
See you Shingo

Obwohl ich manchmal, nein sogar des oefteren behaupte, dass diese Menschen hier etwas speziell sind, muss ich sagen, dass sie zu den herzlichsten und liebenswuerdigsten ueberhaupt gehoeren. Shingo hat mir, einer wildfremden Person, als waere es selbstverstaendlich seinen Hausschluessel, seine Digitalkamera und seinen Regenschirm (wegen dem Taifun, der einen Abstecher nach Hokkaido machte) mitgegeben. Die Gastfreundschaft hier ist allgemein ueberwaeltigend. Meistens muss ich nicht mal fragen und schon bietet mir jemand seine Hilfe an und in den meisten Hotels wurde ich waermstens empfangen.

Alexander, ich wuensche dir alles Gute zum Geburtstag. Ich hoffe du feierst schoen und versauerst nicht zu Hause. Wir stossen noch an wenn ich wieder da bin.

Nach einem kurzen Abstecher nach Furano wieder in Sapporo

gegensaetze

21, Koreaner, Medizinstudent, von Beruf Sohn... ich habe gleich zwei kennengelernt, auf die diese Beschreibung zutrifft. Ich begleitete Ree und Cho zwei Tage lang, wobei sich unsere Wege am Abend immer trennten, denn die beiden naechtigten in irgendwelchen Luxushotels waehrend ich mir das guenstigste Ryokan am Platz suchte. Wir bereisten einen Nationalpark im Osten Hokkaidos. Dabei sah ich mich einer voellig anderen Art zu reisen und zu denken gegenueber. Wir besuchten drei bekannte Seen und ich reihte mich irgendwie in die Touristenschlangen ein, die im Gleichschritt ueber die Stege marschierten. Zwischendurch wurden Fotos geschossen, dann gings weiter. So geniessen sie hier einen Tripp in die Natur. Ich konnte bloss den Kopf schuetteln. Ich beobachtete eher die japanischen Touristen und meine Begleiter, als die Umgebung, denn das war durchaus unterhaltsam. Trotzdem, meine Art zu reisen wars nicht. So draengte ich meine Begleiter dann auch wieder aufzubrechen und eine natuerliche heisse Quelle aufzusuchen.
Drei Stunden spaeter standen wir vor einem Bachlauf. Ree blieb zurueck, Cho und ich wateten kurz darauf barfuss durch das angenehm, lauwarme Wasser, auf glattem Stein. Zwischendurch mussten wir kletter, das Wasser spritzte uns dabei entgegen, aber das Gefuehl im Wasser war einzigartig. So richtig entspannend und es wurde immer waermer. Zudem muss ich eingestehen, dass ich einen riesen Spass hatte dem ziemlich unbeholfenen Cho beim klettern zuzusehen. Schlussendlich hatten wir viel gelacht und waren nass bis auf die Knochen.

Abashiri - Utoro - Shiretoko Nationalpark

Thursday, August 19, 2004

terebi

Unsicher stakste ich heute morgen noch ueber den Fischmarkt in Hakodate, wo ich, aus Sicht der Japaner gesehen, wohl auf barbarische Weise eine Kartoffel verzerrte. Ich habe zwar mein Bestes bei der Handhabung der Hashi (Essstaebchen) gegeben, aber irgendwie sahs eben doch anders aus als bei den "Eingeborenen". Welch ein Wunder!

"American?" - "iie suisu jin des" - "ah Matterhorn, Interlaken, Jungfraujoch" alle westlichen Europaer scheinen Amerikaner zu sein, erwaehnt man jedoch die Schweiz werden einem gleich alle bekannten Orte aufgezaehlt.

Hokkaido gefaellt mir immer besser, die Landschaft ist ueberwaeltigend. Mittlerweilen bin ich in Sapporo. Hier scheinen alle mit mir sprechen zu wollen. Natuerlich auf Japanisch. Doch ich verstehe bereit Wortfetzen und konnte mich mehr oder weniger verstaendigen. Die erste Frage ist sowieso immer woher ich komme. Zwei Frauen, die Unterschriften sammelten sprachen mich an, dann ein Mann, der meine Zeichnungen als kirei (=schoen) bezeichnete und als ich dann gegen sieben Uhr wieder zur Bahnstation kam, wo ich mich mit Shingo verabredet hatte, wurde ich ploetzlich von zwei jungen Menschen gebeten mit ihnen zu kommen. Da war ein Kamera und noch ein paar andere, die herumstanden. Niemand sprach englisch, wie immer. "terebi" - ah, Fernsehen! Ich verstand schnell, ich muesse einfach nur winken. Es war der Wetterbericht von Hokkaido. Auf jeden Fall stand ich ehe ich mich versah im Mittelpunkt der Geschehnisse. Musste einfach neben dem Mann stehen, der den Wetterbericht vorlas und in die Kamera grinsen, zum Schluss noch winken. Kurz vor sieben, also gerade noch rechtzeitig wurde ich entlassen. Ich wartete also vor der Touristeninformation und wartete und wartete... langsam begann ich darueber nachzudenken wie verrueckt ich eigentlich war. Leute zogen vorbei, viele schauten mir nach, nur Asiaten... ausser mir natuerlich.
Als ich beinahe so weit war mir zu schwoeren, dass ich selbst nie mehr zu spaet kommen moechte, bewegte sich ploetzlich jemand auf mich zu "Malian?" - "Yes!" Shingo spricht zwar nur gebrochen Englisch, doch er ist sehr nett. Wir gingen Ramen, eine hiesige Nudelspezialitaet essen.

Jetzt sitze ich in Shingos Studio, er ist einkaufen gegangen und ich schmiede Plaene fuer die kommenden Tage. Im Reisefuehrer wird mein naechstes Ziel als "Ende der Welt" bezeichnet und genau so viele Busse fahren taeglich dorthin.

Sapporo

Wednesday, August 18, 2004

schlangen

Hier scheinen alle den ganzen Tag zu hetzen um dann wieder in Schlangen vor Zuegen, Restaurants, Bahnschaltern geduldig, elend lange zu warten. Ich bin ja schliesslich in den Ferien also gedulde ich mich mit ihnen oder eher sie sich mit mir, wenn ich schlussendlich zu vorderst am Bahnschalter stehe und nichts verstehe.
Alles laeuft hier irgendwie anders als bei uns und ich glaube, dass ich mich noch des oeftern umschauen muss um danach die anderen nachahmen zu koennen. Das schoenste Erlebnis war eindeutig heute, als ich zu diesem hellen, geraeumigen und doch heimeligen Hotel kam. Eine aeltere, kleine Japnerin laesst es sich nicht nehmen mir als erstes den Rucksack abzunehmen und in mein wunderschoenes, (spartanisch)-japanisch eingerichtetes Zimmer zu stellen. Sie erklaert mir gleich darauf halb japanisch halb englisch, dass ich das Internet einfach verwenden duerfe, ueberlaesst mich all den Manga und zeigt mir das Bad, welchem ich bei diesen drueckenden Temperaturen und der unendlich hohen Luftfeuchtigkeit sehnlichst entgegensehe. Dann in dem kimonoaehnlichen Ding, das eben kein echter Kimono ist durch die Raeume schlurfen und etwas ausspannen... Die Vorstellung gefaellt mir.
Morgen werde ich dann bei einem Freund eines Freundes uebernachten koennen ueber den ich genau genommen nichts weiss und er eben sowenig von mir...

Hakodate, (ich fuhr mit dem Shinkansen von Tokyo ueber Hachinohe hierher)

Friday, August 13, 2004

beklaut

In drei Tagen gehts auf, weg! Endlich... 14 Stunden Flug, 7 Stunden Zeitverschiebung, drückende Hitze in Tokyo.
Doch wer bringt es zu Stande sich in einer solchen Situation noch alle Habseligkeiten klauen zu lassen. Nur der Pass und die Flugtickets, die haben zum Glück zu Hause gewartet. Die Reise hat noch nicht mal begonnen und ich muss schon sämtlichen Dingen nachlaufen. Ob das ein gutes Omen ist...

Oberegg bzw. Hauptbahnhof in St.Gallen